Lowlands-L Anniversary Celebration

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About the story
What’s with this “Wren” thing?
   The oldest extant version of the fable we are presenting here appeared in 1913 in the first volume of a two-volume anthology of Low Saxon folktales (Plattdeutsche Volksmärchen “Low German Folktales”) collected by Wilhelm Wisser (1843–1935). Read more ...

Flag: GermanyClara Kramer-Freudenthal

Geburtsort: Lesswig, „Altes Land“, Kreis Stade, Niedersachsen, Deutschland

Letzter Wohnort: Norderstedt, Schleswig, Schleswig-Holstein, Deutschland

Projekt-Mitarbeit: Altländer Niedersächsisch (Niederdeutsch)

Netzseite: http://www.sassisch.net/rhahn/kramer/

Autor: Reinhard F. Hahn, Seattle und San Francisco (USA)


This page is in German.
[Deutsch
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[Plattdüütsch]

Abbildung von Clara  Kramer-FreudenthalTant Clara schloss sich der Gemeinschaft Lowlands-L im ersten Jahr ihres Bestehens an. Ihr Enkelsohn, James Kramer, zu jener Zeit in Kanada wohnhaft (jetzt in Australien), hatte uns mit ihr in Verbindung gebracht, und wir empfingen sie mit offenen Armen.

Tant Clara war eine „Ollandsche Diern“. Sie wurde am 3. November 1919 in Leeswig, einem Dorf im niedersächsischen Teil von „Olland“ („Dat Ole Land“), geboren und wuchs dort auf. Es handelt sich um das Alte Land, einem teils in Hamburg und teils in Niedersachsen gelegenen ländlichen, größtenteils vom Obst- und Gemüsebau beherrschten Gebiet. Kultur und Mundart dieses von Niederländern kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) gegründeten Gebiets haben ihre Eigentümlichkeiten. Dennoch gehören sie zweifellos zur Gemeinschaft niedersächsischer (niederdeutscher) Kulturen und Mundarten der Unterelberegion.

Das Alte Land hat mehr von seinem ursprünglichen Charakter bewahrt als die meisten anderen Gebiete der Region. Es handelt sich um eine überwiegend ländlich geprägte Sprach- und Brauchtumsgemeinschaft, die sich unter einem ständigen Druck in Richtung kultureller und sprachlicher Anpassung an das allgemeine Deutschtum befindet, einem Druck, der sich besonders von der benachbarten Weltstadt Hamburg her auswirkt, vom Hauptkonsumenten der Landwirtschafts- und Fischereiprodukte von Randgemeinden wie dem Alten Land. Und gerade die Einzigartigkeit, die Schönheit und der Charme des Alten Lands ziehen vorwiegend Besucher aus Hamburg an, besonders während der Baumblüte und Obsternte. Dies waren ganz besondere Zeiten für die kleine Clara. Sie und ihre Schwester verdienten dann für die Familie ein paar Pfennige hinzu, indem sie Sträußchen von auf örtlichen Deichen gepflückten Wiesenblumen an die „vornehmen“ städtischen Besucher verkauften. Für die Mädchen waren dies die ersten Gelegenheiten, ein wenig Hochdeutsch zu hören und zu üben, ehe sie in die örtliche Schule kamen, in der, wie in allen Schulen Norddeutschlands (damals wie jetzt), der Gebrauch ihrer Muttersprache verboten war.

Ik snack ok PlattIhre Altländer Kindheit hat Tant Clara ihr ganzes Leben lang nicht verlassen. Es war eine einfache Kindheit gewesen, eine materiell arme, wenn man sie mit heutigen europäischen Verhältnissen vergleicht, und dennoch eine, oh, so glückliche und reiche, zumindest in ihren Erinnerungen. Ollanner Vertelln (Buch)Obwohl sie den nur hochdeutschsprachigen Thüringer Heinz heiratete und ihre Kinder (Diether, Heiner und Gertie) vorwiegend auf Hochdeutsch erzog, hing sie sehr an ihrem geliebten „Ollandsch“. Sie hing an ihm sogar während der Nachkriegszeit, die von vielen für den dunkelsten Abschnitt in der Geschichte des Niedersächsischen (Niederdeutschen) gehalten wird, einer Zeit, in der die Meinung vorherrschte, dass Wirtschaftserfolg der Schlüssel zum Glück sei, und dass dies von allgemeindeutscher Kultur und Erziehung mit Einbezug „richtiger“ und „nützlicher“ Fremdsprachen abhänge, im Gegensatz zu „nutzlosen und altertümlichen deutschen Mundarten“ wie der ihrigen. Sie hatte perfekt Hochdeutsch als Fremdsprache gelernt, war aber nie dazu gekommen, die Sprache eines anderen Landes zu erlernen, da so etwas während der nationalsozialistischen Machthabe als für „die deutsche Frau“ unziemlich betrachtet worden war. Sie bedauerte sehr, kein Englisch gelernt zu haben, insbesondere angesichts ihrer in Kanada aufwachsenden Enkel und Urenkel, auch nachdem sie Lowlands-L beitrat, wo das Englische die vorherrschende Sprache ist. Wegen dieses Handikaps und ihrer versagenden Gesundheit verließ sie Lowlands-L etwa sieben Jahre später, obwohl sie mit der Vereinigung und mit einzelnen Mitgliedern – unter ihnen einige echte Freunde – persönliche Kontakte aufrecht erhielt.

Tant Clara fiel es leicht, Freundschaften zu schließen, teilweise, weil sie jeglicher Art Mensch mit aufrichtiger Offenheit und Zuneigung entgegentrat. Sie behandelte ihre Freunde praktisch wie Verwandte. Ihr Herz war in Olland daheim, aber ihre Gedanken, ihr Mitfühlen und ihre Liebe gingen darüber hinaus in die weite Welt. 55 Jahre verheiratet! Clara und Heinz, 31. Mai 2000Sie hatte ihre eigenen Meinungen sowie ihre eigenen moralischen und politischen Normen, stimmte insbesondere mit der Politik gewisser Länder nicht überein, und sie „predigte“ auch gern einmal. Sie hatte Deutschlands nationalsozialistisches Zeitalter miterlebt, während dessen sie aufgrund ihres Mädchennamens verdächtigt worden war, jüdischer Abstammung zu sein (was sich später als richtig herausstellte, obwohl es sich anscheinend nur um einen Vorfahren vor Jahrhunderten handelte). Sie war mit dem Holocaust auf persönlicher Ebene in Berührung gekommen, war mit ihren beiden kleinen Söhnen bei der Flucht vor der sich nahenden Roten Armee gerade noch mit dem Leben davon gekommen. Und dabei hatte sie das eine oder andere gelernt. Jedoch waren ihre Meinungen über Regierungen nicht mit ihren Einstellungen zu Einzelpersonen verbunden. Auch folgte sie ihrer eigenen Glaubensrichtung, hatte jedoch gegenüber Menschen anderer Glaubensrichtungen die selbe liebende Einstellung. Und ihr liebendes Mitgefühl ging über Menschen hinaus, betraf die gesamte Schöpfung. Sie liebte fast alle Tierarten (gab jedoch zu, eine ziemlich unangenehme Beziehung zu Nacktschnecken zu haben), setzte sich leidenschaftlich für den Umweltschutz ein, liebte ihren Garten und führte in ihren Schriften Gespräche mit Bäumen. Empörung und Zorn brachte sie nur im Zusammenhang mit jeglicher Art von Unrecht zum Ausdruck, besonders wenn es sich um die Misshandlung von Wehrlosen handelte, auch wenn es dabei nicht um Menschen ging. Dicke Freunde noch einmal zusammen (Clara u. Reinhard, Norderstedt, September 2001)Sie reagierte ähnlich, als ein Redakteur eines ihrer Manuskripte für ihre Zeitungskolumne als „zu politisch“ zurückwies. Am meisten ärgerte sie dabei die Implikation, dass politisches Engagement für eine von einem „alten Dämchen“ in einer „Senioren“-Sprache geschriebene Spalte unpassend sei. Sie war nicht geneigt, in die Rolle einer apolitischen Oma gezwungen zu werden, die mit „sicheren“, „niedlichen“ Geschichtchen unterhält. Nein, bis zum letzten Ende war sie voller Tatkraft, war zudem Sprachaktivistin, und sie wich nicht davor zurück, Briefe an Machthabende zu schreiben. Sie war eine starke Frau, der Mittelpunkt ihrer Familie, äußerte ihre Meinung überall ausdrücklich aber nie respektlos, und sie hatte auf keinen Fall die Absicht, sich mit einer stereotypen Rolle zufrieden zu geben. Zugegebenermaßen handelte es sich in ihrer im Alter von fast 70 begonnenen Schriftstellerei – in ihrem Buch Ollanner Vertelln (Altländer Geschichten), in ihrer regelmäßigen Zeitungskolumne und ihren zahlreichen Artikeln und Buchkapiteln, außer ihrer Mitarbeit am Hamburger Wörterbuch – vorwiegend um vergangene Zeiten und um das Leben eines Rentnerpaares. Aber gelegentlich gab es sozialpolitische Kritik. Und warum auch nicht?

Adschüüß, seute Seel, bet loter!Was für ein Privileg und Vergnügen es war, mit Tant Clara befreundet zu sein! Und wie schwer es war, von solch einem Menschen Abschied zu nehmen! Am 10. Juni 2005 schied sie von uns, ein paar Tage, nachdem sie und ihr Heinz ihren fünfundsechzigsten Hochzeitstag gefeiert hatten. Sie hatte es gerade noch geschafft. Zäh war sie gewesen, hatte jahrelang mit Krebs und damit verbundenen Krankheiten gelebt. Vermutlich hatte ihre Zähigkeit 2003 mit dem Tod ihres Sohns Heiner einen schweren Schlag erlitten.

Wenn es so wird, wie sie es fest glaubte und ich es hoffe, ist sie jetzt wieder mit ihrem Heiner, ihrer Schwester und ihren Eltern vereinigt, auch mit Frau Professor Marie Fraenkel, die sie so bewundert hatte und die im Konzentrationslager Theresienstadt umgekommen war. Sie ist jetzt bei den ihr vorangegangen Freunden und Altländern ... Ich bekam die letzten tränenreichen Umarmungen von ihr im September 2001, war zweimal zurückgelaufen, um „Nachschub“ zu holen. Das war ein wichtiger Tag, an dem vier der wichtigsten Frauen in meinem Leben an einem Ort zusammen waren. Ich werde nie den Anblick von Tant Clara und meiner Mutter vergessen, wie die beiden im letzten Lebensmonat meiner Mutter so still und glücklich beisammen im schönen Garten der Kramers saßen und die üppigen Obstbäume bewunderten.

Tant Clara wird von vielen vermisst, denn sie hat viel gegeben, hat das Leben zahlreicher Menschen berührt, und ihre Berührungen werden lange spürbar bleiben. „Sie hat ein vortreffliches Leben gehabt“, meinte Sandy Fleming, einer unserer schottischen Lowlanders, sehr passend. Ja, ihr Leben war gelegentlich sehr schwer, aber ausgezeichnet war es immer.

Bet loter, uns witte neddersassische Roos’, uns seute Ollanner Deern!

Dein Reinhard
2005


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Herzlichen Dank an Jonny Meibohm für seine Vorschläge.


© 2011, Lowlands-L · ISSN 189-5582 · LCSN 96-4226 · All international rights reserved.
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